Utah I
Ausspannen - Über den Highway kommend steuern wir Salt Lake City an. Kurz vorher biegen wir aber ab. Eine lange Gerade bringt uns über blaues Wasser, in dem sich der Himmel spiegelt, das Ufer schneeweiss. Wir befinden uns auf dem Great Salt Lake, unser Ziel Antelope Island. Schnell finden wir ein schönes Plätzchen, geniessen Aussicht und Sonne. Nur die Mücken, die plötzlich wieder auftauchen, haben wir nicht vermisst!Heiligtümer - Nach dem erholsamen Tag, fühlen wir uns gewappnet für eine weitere Grossstadt. Das Autobahngewusel kurz vor Salt Lake City lässt Schlimmes erahnen. Aber erst einmal drin, merken wir, dass der erste Eindruck getäuscht hat. Die Wohnquartiere apart und immer wieder findet sich auch ein Café, Einrichtungsladen oder Coiffure darin. Die 40 Meter breiten Strassen in der Innenstadt machen das Vorwärtskommen einfach.
«Dies ist der Ort!», soll 1847 Brigham Young (2. Präsident und Prophet der Mormonenkirche) ausgerufen haben, als er das Gebiet erreichte. Seine Anhänger folgten bald, die Stadt entstand. Ein von vier Ochsen gezogener Wagen sollte auf den Strassen problemlos wenden können, deshalb die Platzverschwendung.
Bis heute ist Salt Lake City Hauptsitz der Latter Day Saints (LDS) - Kirche und die meisten Sehenswürdigkeiten hängen in irgendeiner Form damit zusammen. Die Stadt gibt sich aber modern. Wolkenkratzer finden sich ebenso, wie die üblichen Fastfood-Lokale.
Citytour - Wir besuchen ein Orgelkonzert im «Tabernacle», einem Auditorium mit Kuppeldach von 1867. Die Akustik ist unglaublich. Lässt die Musikerin ganz vorne eine Nadel fallen, ist der «Aufprall» selbst zu hinderst, 60 Meter weit entfernt, zu hören!
Das Konzert sorgt für Gänsehaut. Faszinierend, wie viele Klänge sich dem grossen Instrument mit den 11’000 Pfeifen entlocken lassen.
Die netten «Schwestern» aus aller Welt lassen wir nett lächeln, nehmen aber keine Prospekte entgegen und auch an keiner Tour teil. Lieber streifen wir selbst über den «Temple Square». Bewundern Springbrunnen, Gartenkunst und die imposanten Gotteshäuser. Unzählige Brautpaare feiern gerade ihren schönsten Tag. Die Gäste herausgeputzt, aber allesamt etwas bieder gekleidet. Viele kinderreiche Familien sind auszumachen.
In der Innenstadt schlendern wir etwas durch ein Shoppingcenter und gönnen uns zwei Praliné von Godiva zum Preis eines Mittagessens. Zwar gefällt die gemütliche Innenstadt, aber ohne Klimpergeld lässt sich nicht mehr viel machen hier. Also besser weiter.
Weisse Welt - Die Salt Flats von Bonneville erreichen wir nach einer Highway - Fahrt, die länger dauert als gedacht. Zum Sonnenuntergang reicht’s aber gerade. Gerne hätten wir hier auf dem berühmten Race Track einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit Zora aufgestellt, aber leider ist das weisse Salz mit Wasser bedeckt. Wir begnügen uns also mit einem Spaziergang über die Ebene und freuen uns insgeheim bereits auf die Salar de Uyuni in Bolivien.
Die Nacht verbringen wir in der Nähe, müssen sie aber vorzeitig beenden. Es windet uns beinahe fort und an Schlaf ist nicht mehr zu denken.
In der Wüste Nevadas - Durch Einöde nach Wendover. Hier funkeln verschiedene Casinos, die Menschen machen die Nacht zum Tag oder umgekehrt. Wir finden Waschmaschinen, Diesel und einen Kaffee - was für Fernfahrer gedacht, ist auch für uns gut. Ein Schwatz mit einem selbsternannten Gypsi, der sich zu uns hingezogen fühlt und auf in die Wüste!
Für kurze Zeit sind wir in Nevada unterwegs und wenn wir uns bisher noch nie wie auf einem Road Trip gefühlt hätten, spätestens hier würden wir es! Es geht durch staubige Einsamkeit, durch Ansammlungen wie Ely, die hoffentlich schon bessere Zeiten gesehen haben und vorbei an Kiespfaden, die ins Nichts führen. Wenige Tieren, noch weniger Menschen und fast gar keine Dörfer.
Ziel in Sicht - Es gibt ihn aber, den Grund warum wir hier sind. Urplötzlich türmen sich Berge auf. Vorboten des Great Basin NP, den wir besuchen wollen. Im Visitor Center wieder eine sehr zuvorkommende Dame, die uns all ihre Geheimtipps verrät und sogar Überstunden schiebt für uns. Den Film über den Park müssten wir unbedingt sehen, er sei wunderschön. Recht hat sie!
Aus der flachen, beigen Landschaft steigt die Strasse steil an und bringt uns in eine andere Welt. Eine bergige Welt auf über 2300 Meter, bunte Herbstwälder dazwischen. Und das Beste, wir sind fast alleine da. Auch dieser Nationalpark kann mit viel Schönheit aufwarten, er liegt aber etwas abgelegen und steht deshalb auf dem Reiseplan weniger Besucher. Uns soll’s recht sein.
Ein schöner und mit 6$ günstiger Platz auf dem leeren Camping ist schnell gefunden. Lagerfeuer an und der Blick auf den sterneklaren Himmel ist geniessbar.
Bei den Uralten - Die Nacht dann doch ziemlich kalt und an aufstehen ist erst zu denken, als die Sonne unser Daheim anscheint und somit aufwärmt. Am Nachmittag wollen wir noch höher hinaus. Über den «Wheeler Peak Scenic Drive» mit verschiedenen Aussichtspunkten mühen wir uns bis auf über 3000 Meter hoch. Hier beginnt ein Trail zu den «Bristlecone Pines». Der Weg führt durch steinige Hochgebirgslandschaft, steigt stetig an. Die Luft ist kühl, die Sonne zeigt sich nur ab und zu. Nach ein paar Kilometern sehen wir erstmals, was wir gesucht haben; die «Bristlecone Pines». Wahre Überlebenskünstler sind das und mit anscheinend bis zu 5000 Jahren die ältesten Lebewesen der Welt. In den kuriosesten Formen ragen sie in den stahlblauen Himmel. Wer mag ihnen das verdenken, in dieser Ewigkeit, in der sie leben und schon so manchem Sturm getrotzt haben mögen. Unglaublich, wie manchmal nur noch ein kleiner Teil des Baumes lebt, alle Lebensenergie dafür gebündelt wird. Wir bestaunen die «Alten», bis die Sonne entschwindet und es ungemütlich kalt wird.
Goldiger Herbst - Den nächsten Tag gehen wir langsam an und unternehmen als Kontrastprogramm zur alpinen Kargheit eine Wanderung durch ein gelbes Meer. Die Aspen verstreuen ihre gelben Blätter verschwenderisch und erfreuen unser Auge.
Etwas wehmütig verlassen wir die Gegend, in der wir so viel Neues gesehen haben.
Einsam - Ein Glacéstopp und dann wagen wir uns auf den Highway Nr. 50, der als «Lonliest Road in America» bezeichnet wird. Tatsächlich fahren wir 170 Kilometer weit durchs «Nichts». Nur flimmernde Wüste, ein paar Hügel dazwischen, ein Salzsee. Keine Tankstelle, keine Kneippen, keine Zivilisation. Nichts! Uns gefällts.
Pssst, Geheimtipp - Ein morgendliches Bad in einem Hotspring inmitten einer Kuhweide in Meadow, ein Stopp in einem Hausfrauen - Café in Kanosh, wo auch Cowboys Znüni machen und weiter in den Osten Utahs. Erstmals sehen wir das rote Gestein, für das dieser Bundesstaat so berühmt ist. Und das nicht zu knapp! Der San Rafael Swell wird auch als «Little Grand Canyon» bezeichnet, was wir masslos untertrieben finden. Der Anblick von «The Wedge» aus fesselt uns zumindest so sehr, dass wir zwei ganze Tage bleiben. Zora stellen wir in die Nähe des Canyonrandes und so sind es nur wenige Schritte, bis zu einem Frühstück mit grandioser Aussicht. Oder einem Apéro. Oder einem Sonnenaufgang. Oder einem Sonnenuntergang. Oder einfach so.
Anfangs sind wir sogar ganz alleine da, was wir kaum fassen können. Und gratis ist’s hier auch noch, BLM (Bureau of Landmanagement = öffentliches Land, das von allen gratis genutzt werden darf) sei Dank. Ja, da wird es der richtige Grand Canyon schwierig haben, um mithalten zu können…
Im Schlund - Am dritten Tag ist es etwas vorbei mit der Ruhe und wir können uns losreissen vom Panoramablick. Es ist Wochenende und die Einwohner Utah’s wissen natürlich von dem Abenteuerspielplatz in ihrer Nähe. Zu Dutzenden fahren sie ein, Quads, Sandbuggys, Bikes und Motocross-Töffs im Schlepptau. Hauptsache Krach und PS.
Dank eines Tipps wagen wir uns in den Canyon hinab und nehmen ihn so noch aus einer Sicht wahr. Tiefer und tiefer fahren wir hinein. Die Gesteinsschichten in wechselnden Farben, zuunterst schliesslich grün-gelbe Vegetation. Dem Fluss entlang wachsen Bäume und Pflanzen und sorgen so für Abwechslung in der steinigen Kargheit. Es fühlt sich nicht etwa bedrohlich und dunkel an hier unten, sondern eher wie in einer Oase. Nach einer kleinen Kletterrunde und einer Offroad-Tour durch den Schlund, kehren wir zu unserem Rastplatz vom Mittag zurück. In der Biegung des ausgetrockneten Flusses steht ein majestätischer Baum mit dicker Rinde. Wir stellen uns in seinen Schatten, umgeben von den roten Wänden. Ein ruhiger und malerischer Platz, von den anderen übersehen. Hier bleiben wir, unternehmen Streifzüge durch das Flussbett, machen Hamburger auf dem Feuer und freuen uns über ein weiteres schönes Fleckchen Erde, ganz für uns alleine.
Dann geht’s Schlag auf Schlag weiter. Ganze 5 Nationalparks und unzählige National Monuments warten in Utah auf uns. Ein paar davon werden wir besuchen. Wir erzählen euch im nächsten Bericht davon.
Denise
2014-11-17 05:44:21
hallo ihr zwei. spannender bericht wie immer, schöne fotos! blm ist super, gell...wir hoffen wirklich sehr, dass wir uns mal kreuzen, evtl. wenn wir im frühling von panama wieder richtung usa fahren! weiterhin gute fahrt....liebe grüsse aus mexico!
Rene Mehmann
2014-11-17 08:41:52
Aloha Welch wunderbare Fotos- Der little Gran Canyon und die schönen Rastplätze nehmen mich in Bann. Ich kann mir gut vorstellen, wie gut ihr Euch in dieser Gegend gefühlt haben. Spannend finde ich auch die Darstellung der Uralt-Bäume. Aber besonders habe ich mich über das gemeinsame Foto von Euch gefreut. Ihr macht einen entspannten und glücklichen Eindruck!
Liebe Grüsse Rene Mehmann/Papi